Futurebae live in Frankfurt 2023

Futurebae live Frankfurt 2023 Brotfabrik by Michael Thieme Sounds & Books

Nachdem der Schreiber dieser Zeilen schon extrem hingerissen war von ihrem kürzlich erschienen Debütalbum „Bla“ musste der Livepräsentation in der Frankfurter Brotfabrik selbstverständlich beigewohnt werden

Text und Fotos von Michael Thieme

Anders als bei der eine Woche zuvor an gleicher Stelle performenden Verifiziert, bei der zum Einlass immerhin fünf Menschen ungeduldig mit den Hufen scharrten, war zur Öffnung kein Anderer außer mir am Start. Wie sehr ein ausbleibendes Publikum auf die Motivation der Musizierenden nachvollziehbarerweise drücken kann, konnte ich beim Frankfurter Auftritt der US-Amerikanerinnen von Blackwater Holylight einen Tag vorher erleben, die ihren melancholischen Stoner-Doom-Rock mit maximal 30 Zuhörenden teilen mussten. Immerhin: 80 Tickets wurden im Vorfeld für Futurebae verkauft und der Warnstreik der Eisenbahner war vorüber – das ließ auf etwas mehr Zuspruch hoffen. Dass sich der Abend zum Ende hin jedoch als ein solcher Totalabriss

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offenbaren würde, hätte zumindest ich nicht so auf dem Zettel gehabt.

Offenbach im Haus: pape

Einen großzügigen Anteil daran hatte auch der Opener pape (unbedingt klein geschrieben), beheimatet in Frankfurts meist zu Unrecht belächelter Main-Schwester Offenbach und vorgestellt vom Star des Abends höchstselbst. Das Quartett, bestehend aus zwei zwischen Rap und Gesang changierenden Frauen nebst zwei Herren an der Technik, konnte nicht nur auf Zuspruch vor (fast) heimischer Kulisse hoffen, sondern ebenso auf „Day Ones“, die jeden bisher veröffentlichten Track kannten sowie ungeduldig den neuesten, „Truckerbabe“, forderten. Wann der kommen sollte, schien den Ladies unklar –  eine Setlist gab es nicht, es wurde auf das reagiert („Was kommt als nächstes?“), was die Jungs aus ihrem Kasten erklingen ließen.

Von der erwähnten Unsicherheit als Voract war nichts zu spüren, locker wie schlagfertig saß jeder Kommentar. Wer die Offenbacher.Innen näher kennen lernen möchte, kann das hier beim Offenen Kanal Frankfurt tun (https://www.mediathek-hessen.de/medienview_25596_von-Josef-Niemeyer-Frankfurt-Standort—Das-grenzun.html), ihr „Lovetape“ ist bei allen Streamingdiensten verfügbar („außer Soundcloud“) und ein Genuss für alle, denen zum Beispiel auch das Herz bei der Musik von Elif aufgeht. Eine kurzweilige halbe Stunde, die Bock auf mehr von pape machte.

Update: Futurebae

Futurebaes Backdrop erinnerte an uralte Windows-Startbildschirme, die vielen Anwesenden wohl nicht mehr vertraut sein dürften. Ebenso wie die dazugehörenden Klänge, die der PC anno dazumal beim Herunterfahren fabrizierte und die den Auftritt von Futurebae einleiteten. Das System musste geupdated werden, verbal, indem man „Futurebae“ in der korrekten Lautstärke gen Bühne formulierte. Nach dem dritten Versuch war es soweit, die Berlinerin erschien mit ihrem Kollegen, der im Laufe des Abends sämtliche männliche Kollabo-Partner ersetzte, für die Beats sorgte und sich als kongenialer Tanzpartner offenbarte.
Auch hier: Erstes Album, erste Tour als Headliner, das erste Mal Frankfurt. Die Location ist „cool“. „Habt Ihr Bock zu tanzen?“ fragt Futurebae und die Antwort war offensichtlich. Es folgte ein kleiner Freitag in Frankfurt-Hausen – im folgenden, etwa 70minütigem Triumphzug wurde das Leben wie die Liebe gefeiert, inklusive einem exzessiven „Sektfrühstück“, zu dem einige Anwesende (nämlich Zoe, Cosy, Kira und Soscha) passende Flaschen kredenzten und mit Futurebae auf der Bühne die Korken knallen ließen

Futurebae und das Patriarchat

Melancholischer wurde es zwischendurch beim „Monster unterm Bett“, welches das Leben unnötig erschwert sowie bei „Süchtig“, bei dem Futurebae lässig andeutete, was für eine herausragende Soul-Stimme sie hat. Eine empowernde Party de Luxe fand hier statt, mit deutlicher Kritik am Patriarchat in der ersten Zugabe („Männer lol“), welches allerdings auch nicht mit Lob an den „guten Männern“ geizte, die Futurebae in der Pflicht sieht: „Männer, bringt anderen Männern bei, ein guter Mann zu sein!“ Kein Widerspruch. Mit Moshpit sowie einem abschließenden Rave bei „Coca Cabana“ wurde der Sack dann fast zugemacht, bevor die aufgeputschten Fans noch ein zweites „Immer Sommer“ erstritten. Das war hoch-energetischer Pop vom Allerfeinsten, der weit größere Hallen und mehr Publikum verdient. Kommt noch. Mit Sicherheit.

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